Wozu eine BIA Waage?
Bekannter als die BIA (Bio Impedanz Analyse) ist der BMI. Der Body Mass Index (kg/m2) ist eine sehr gebräuchliche Grösse zur Gewichtsberechnung. Je nach Höhe des errechneten Werts unterscheidet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in fünf verschiedene Kategorien von Untergewicht bis zur massiven Adipositas. Die Berechnung birgt leider einige Schwächen. Neben der fehlenden Berücksichtigung von Alter und Geschlecht stösst der BMI vor allem auf Kritik, weil er nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterscheidet, sondern der Bemessung lediglich die Körpermasse zugrunde liegt. Höheres Körpergewicht z.B. durch mehr Muskelmasse oder Wassereinlagerungen aufgrund hormoneller Einflüsse wird beim BMI nicht berücksichtigt. Flaps gesagt – 75kg Gewicht sind nicht gleich 75kg Gewicht. Zwar auf der Waage, aber nicht im Habitus.
Eine differenzierte Betrachtung der Körperzusammensetzung, vor allem der Anteile fettfreier Masse und Fettmasse, sind zur genauere Bestimmung wichtig. Die sogenannte bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) kann diese Aussagen treffen. Es ist im Prinzip nichts anderes als die Messung des elektrischen Widerstandes im Körper. Wasser, Fett und Muskulatur bieten unterschiedliche Messwerte. Die BIA erlaubt mittels eines Wirkwiderstands R und einer Summe aller kapazitiver Blindwiderstände Xc* recht genaue Rückschlüsse auf den Körperflüssigkeitsstatus sowie auf die Körperzellmasse BCM und Qualität der Körperzellen**.
Impedanzanalyse
Die Untersuchungsmethode existiert mit ersten kommerziellen Messgeräten bereits seit den 1980ern. In wissenschaftlichen Fachjournalen finden sich bis heute mehr als 2000 Publikationen zur BIA. Im Einzelnen werden Fettmasse, Körperwasser, Muskelmasse, fettfreie Masse, Körperzellmasse, extrazelluläre Masse sowie die Magermasse bestimmt. Die international vereinbarten, wissenschaftlichen Standardisierungen für die BIA setzen eine definierte Messpositionierung voraus. Früher war dies die entspannte Rückenlage mit genauer Platzierung von Klebeelektroden. Inzwischen gibt es neuere Methoden wie die BIA Waagen. Dennoch ist schon aufgrund der Masse an Informationen und Messwerten eine Einweisung und Schulung des Messpersonals unabdingbar.
Die BIA misst also die Zusammensetzung des menschlichen Körpers, indem ein schwacher Strom durch den Körper geleitet wird. Durch die unterschiedlichen Leitfähigkeiten und Widerstände, die die Körperzellen und -strukturen, aufweisen, können mittels validierter, komplexer Formeln unter anderem die Anteile von Muskelmasse und Körperfett berechnet werden.
BIA im Training
Jetzt wird es für uns Sportler interessant. Es wird der ganze Körper gemessen, der Anteil und auch die Verteilung von Muskulatur kann Hinweise auf die Gestaltung von Training und Ernährung geben. Auch Dysbalancen können aufgedeckt und so gerade in der Gestaltung einer muskulären Kräftigung sehr gezielt an Defiziten gearbeitet werden. Die Ergebnisse einer solchen Messung sind sehr umfangreich, aber interessant. Ich war auf der BIA Waage bei Kieser Training Ulm. Kurz zur Vorgeschichte: ich bin dort seit 2002 nach einem Bandscheibenvorfall L4/5 Kundin und arbeite vor allem an Kräftigung und Erhalt meiner Rumpf- insbesondere Rückenmuskulatur. Seit 2002 habe ich rechtsseitig eine Fussheberschwäche mit Parästhesien (Gefühlsstörungen) am Unterschenkel. Dieses Defizit hat sich in meiner Messung tatsächlich abgebildet. Daraufhin haben wir das muskuläre Training dahin angepasst, dass ich in den „Bein-Maschinen“ jetzt seitengetrennt arbeite. Spannend wird sein, was sich in der Wiederholungsmessung nach einer gewissen Trainingszeit (empfohlen zwischen drei und sechs Monaten) ergibt. Ansonsten war ich mit meinen Messwerten, so weit ich sie interpretieren konnte, recht zufrieden.
Kieser Training Ulm bietet die Möglichkeit einer solchen BIA Messung an. Meldet Euch bei Interesse.
Quellen
* Jörg Tomczak: Körperanalysen: Die bioelektrische Impedanzanalyse BIA. In: F.I.T. Wissenschaftsmagazin der Deutschen Sporthochschule Köln. Band1. ALPHA Informationsgesellschaft mbH, 2003, S.34–40
* Piccoli, Antonio, et al. “A new method for monitoring body fluid variation by bioimpedance analysis: The RXc graph.” Kidney international 46 (1994): 534–539
** Ursula G. Kyle et al.: Bioelectrical impedance analysis part I: review of principles and methods. In: Clinical Nutrition. Band 23, Nr.14, 2004, S.1226–1243