Um dem nebligen Ulm zu entkommen, war die Entscheidung, einen 16km Lauf im italienischen Triest zu laufen, eine willkommene Abwechslung. Laut Ausschreibung habe die Strecke 440hm und das Terrain bestehe aus 50% Straße, 50% Schotterweg. Wie sich später herausstellt, ist Schotterweg ein weit dehnbarer Begriff (für mich besteht ein Schotterweg aus diesem sehr kleinen Gestein, welches auf süddeutschen Wald-, Wander- und Parkwegen zu finden ist).

In Triest angekommen, war von der angesagten Sonne nicht viel zu sehen. Am Morgen des Renntages war der Himmel jedoch wolkenlos und es ging ein leichter, kalter Wind. Angesagt waren 12°C. Ich entschied, mit meinen Vibram Five Fingers Trail an den Start zu gehen. Mit diesen Schuhen bin ich sehr viel gewohnt und machte mir daher keine Sorgen. Schließlich war dieser Lauf als Anfängertrail ausgeschrieben und sollte angeblich nur Schotter und Teer haben.

Der Start war um 11:30 Uhr. Es hätte ein entspannter Morgen werden können. Aber leider weit gefehlt. *hüstel*. Während wir (mein Partner, Barbara, Andreas und ich) gemütlich plaudernd beim Frühstück zusammen saßen, stellten wir fest, dass wir vielleicht doch den frühen Zug um 09:28 Uhr zum Start nehmen sollten- also in 20 Minuten. Uff. Es folgte das wahrscheinlich schnellste Umziehen und Packen denn je. Gut, dass sich der Bahnhof in unmittelbarer Nähe befand. Und das Wichtigste- Pflichtausrüstung nicht vergessen!

Corsa della Bora 16k Ziel - Foto: Kelz

Vor Ort hatten wir dann noch massig Zeit, die wir im Warmen verbrachten. Die Wettervorhersage hielt, was sie versprochen hatte. Sonne!

Und endlich kam der Start. Die Teilnehmer schritten langsam die ersten Meter entlang. Bereits nach 200m stellte ich mir die Frage, ob Fives wirklich die richtige Wahl waren, da die Wege hier recht große, spitze Steine enthielten. Es ging gleich zu Beginn bergauf, meist wandernd, in Abwechslung mit steileren Bergabpassagen. Bislang auf leicht wurzligen und wenig steinigen Waldwegen. Alles gut also. Langsam kamen wir Richtung Küste und es ging sehr steil bergab. Und das auf einem „Schotterweg“, der sich hier jedoch als ein groß- und spitzsteiniger Weg herausstellte. Für mich war hier nicht Beinarbeit, sondern Kopfarbeit gefragt. Jeder Fußaufsatz musste passen, und das im Höllentempo, sonst hätte ich mich direkt abholen lassen können. Ich muss dennoch sagen, dass der Weg vom Berg bis zur Küste runter, sehr schön war. Die Aussicht war herrlich. Hin und wieder ging es über kurze Passagen bergauf und die Landschaft war beeindruckend.

Kurz bevor ich im Tal angekommen bin und die Läufer auf die Straße wechselten, habe ich in einer Kurve doch noch einen spitzen Stein erwischt, der mir im weiteren Rennverlauf aber keine Probleme bereitete. Erst hinterher habe ich festgestellt, dass die Stelle ziemlich blau geworden ist.

Der Weg führte uns weiter durch die Stadt, an eine Versorgungsstelle und dann an der Küste entlang in Richtung Ziel. Und dieser Trail war wirklich richtig, richtig schön. Mal schmal, mal breit, mal offenes Gelände, mal durchs Gebüsch, mal hoch, mal runter. Und das Mittelmeer immer im Blick. Hier waren auch einige Wanderer/Touristen unterwegs, die uns immer Platz gemacht und teilweise angefeuert haben. Die Wegbeschaffenheit hier war (für Anfänger) anspruchsvoll, mit Minimalschuhen aber sehr gut machbar. Dem Ziel immer näher, ging es nun wieder auf die Straße. Zuerst einige Treppenstufen, dann, mäßig langgezogen, den Berg hoch. Nun folgte nur noch ein kleiner Bogen, dann war der Zieleinlauf schon in Sicht.

Hurray, der erste Lauf des Jahres war erfolgreich gemeistert.

Und was sagen meine Füße dazu? Jetzt, drei Tage später, ist die Einschlagstelle noch etwas dick, aber ansonsten ist alles schon wieder topfit.

Ob ich den Lauf wieder mit Five Fingers machen würde? Hmm. Als wirklich problematisch sehe ich nur die downhillähnlichen Passagen mit dem spitzen Geröll, da es wirklich eine Herausforderung war, ein hohes Tempo zu laufen und meine Füße nicht aufzuspießen. Ansonsten ist die Strecke ohne Probleme für einen geübten Minimalschuhläufer mit Minimalschuhen machbar. Aber sollte ich tatsächlich wieder an den Start gehen, würde ich wahrscheinlich auf etwas mehr Material zwischen Fuß und Boden achten.

Ob ich den Lauf empfehlen kann? Ja, das kann ich. Ich empfehle allerdings beim Lesen der Informationen (Homepage, Roadbook,usw) das italienische zu lesen, sonst fehlt z.B. ausversehen etwas bei der Pflichtausrüstung. 😉

Sportlich freudige Grüße,
Josi

Minimalschuhläuferin und -swimrunner

Josi Lawine - Foto: privat

2012 ist Josi auf Minimalschuhe umgestiegen und seitdem sind sie nicht mehr wegzudenken. Egal ob Swimrun, Tempotraining, Ultra oder Alltag – es befinden sich nur wenige Millimeter zwischen Füße und Boden. Das Training mit zwei kleinen Kindern gestaltet sich manchmal etwas schwierig, doch hin und wieder sieht man Josi bei einem Event.