Ein ganz spezieller Laufbericht: La Corsa Della Bora 2021 – Trail Laufen in pandemischen Zeiten!
von Christine Kranz & Boris Mizaikoff
Was für ein Beginn des Traillauf Jahres 2021! Nachdem die Corona Pandemie Europa weiterhin fest im Griff hat, war eigentlich nicht zu erwarten, dass die Saison mit einer Laufveranstaltung beginnen kann. Daher haben wir nicht damit gerechnet, unseren fast schon traditionellen Jahresbeginn der Laufsaison, den wir schon zweimal mit laufSinn gemacht haben, in Triest (Italien) feiern zu können. Dass dies im Rahmen des La Corsa Della Bora dennoch möglich war, ist eindeutig der Umsicht, der Planung und dem enthusiastischen Einsatz der Organisatoren zu verdanken!
Verschiebungen und Umbuchungen
Wir hatten schon fast alle Hoffnungen auf ein tolles erstes Laufevent des Jahres begraben. Da kam die Nachricht, dass die Organisatoren tatsächlich ein derart umfangreiches und umfassendes Hygieneprogramm auf die Beine gestellt haben, dass sowohl die Stadt Triest als auch die Provinz Friaul-Venezien der Durchführung des Laufes zugestimmt hatten. Der Pandemie zum Trotz. Allerdings musste das Laufwochenende vom 2./3.1.2021 nochmals um eine Woche auf 9./10.1.2021 verschoben werden. Da jedoch alle Hotels bereits auf entsprechende Verschiebungen eingestellt waren (und bei der geringen Ausbuchung sich auf uns gefreut hatten), ließ sich dies ohne zusätzliche Kosten einfach organisieren und umbuchen.
Die einzige Auflage war, dass die italienische Landesgrenze unter der Pandemie – wie sonst beim La Corsa Della Bora üblich – nicht überschritten werden durfte. Alle Läufe mussten so ausschließlich auf italienischem Staatsgebiet stattfinden. Aber dieses bietet ja auch genug schöne Trails, Berge, Anstiege und Ausblicke, sodass für jeden Geschmack etwas dabei war. Neben der erstmaligen Austragung eines 80 km Trail-Abenteuers (mit Start am berühmten Schloss Miramare), gab es auch einen sogenannten Eco-Marathon. Der erkundete vor allem Triest und Umgebung, startete mitten in der Stadt und war wirklich gut laufbar mit vergleichsweise wenigen Höhenmeter (ca. 800hm). Das Ziele aller Läufe war, wie gewohnt, im “Bora Village” bei Sistiana.
Hervorragendes Konzept
Wie gut hat das Hygienekonzept geklappt? Das lässt sich in einem Wort zusammenfassen – HERVORRAGEND! Bereits nach Anmeldung für die Läufe musste man sowohl die Abholzeit der üblichen Goodie-Bags und Startnummer für einen vordefinierten Zeitraum online buchen. Und ebenso – wenn notwendig – den Transport per Shuttle zum jeweiligen Start und für eine bestimmte Startzeit. Zusätzlich gab es für Teilnehmer aus dem Ausland ein separates in Italienisch abgefasstes “Athletendokument”. So liess sich gegebenenfalls beim Grenzübertritt die Teilnahme an einem offiziellen Rennen nachweisen und somit eine Quarantäne vermeiden – sehr professionell, selbst für uns Amateure! Auch Corona Schnelltests konnten ursprünglich mitgebucht werden, was jedoch letztendlich nicht notwendig war. Zeigt aber, dass die Organisatoren für alle Eventualitäten vorgesorgt haben – mehr Umsicht kann man unter der herrschenden Pandemie kaum verlangen!
Startnummernabholung und Start
Als wir am 9.1. – ein herrlich sonniger Tag zu unserer Abholzeit (11:00-12:00) im Bora Village erschienen sind, waren wir nach kurzer Wartezeit, Fiebermessung, und Vorlage der Unterlagen zügig mit allem Material versorgt, inklusive der Abgabe einer Tasche mit Wechselbekleidung nach Zielankunft. Mit netten Farbpunkten am Boden wurden in den Warteschlangen Abstände angezeigt und ausnahmslos eingehalten. Das Tragen von Mund/Nase-Bedeckung war verpflichtend. Alles also kein Problem!
Der Start erfolgte dann in Wellen nach gebuchtem Startslot – Boris am 9.1. um 23:00 abends (80k) und Christine um 8:15 am 10.1. morgens (42k). Kein Gedränge, kein Geschiebe, keine Ansteckungsgefahr – so konnte man entzerrt und kommod in “unserer Kategorie” starten!
Versorgung bestens
Beide Läufe waren trotz – oder gerade wegen – der notwendigen Hygienemaßnahmen hervorragend versorgt. So wie wir es beim La Corsa Della Bora gewohnt waren. Kalte und warme Getränke – diesmal ausnahmslos in den eigenen Bechern – und dazu in Papiersäckchen abgepackt zur Selbstentnahme (natürlich waren Spender zum Hände desinfizieren bereitgestellt). Man konnte wählen zwischen einem salzigen, süßen, käsigen oder obstigen Beutelchen. Zudem durfte man so oft man wollte nachfassen. Die Trails waren hervorragend markiert, wie immer, sodass der Lauf ohne Orientierungshilfen über Singletrails, Forst- und Waldwege, breite Wanderwege, und zum Schluss dem Panorama-Radweg auf halber Anhöhe mit Blick auf Triest und das Meer genossen werden konnte. Auf diesem letzten Weg trafen alle Läufe zusammen, sodass man sich nie “einsam” fühlen musste.
La Bora
Gab es den tatsächlich keinen Kritikpunkt??? „Jein“ – der La Corsa Della Bora machte dieses Jahr seinem Namen alle Ehre. Aber dafür konnten die Veranstalter ja nichts! Zum ersten Mal durften wir beim dritten Antreten im La Corsa Della Bora endlich den Namensgeber kennenlernen – die BORA!!! Übersetzt heißt Bora ja soviel wie “kalter Windstoß”. Und die Bora hat sich diesmal ungeschminkt gezeigt und uns den gesamten Weg lang eiskalt um die Ohren gepfiffen! Tja, man kann alles in den Griff bekommen – die Hygiene, die Läufer, die Trails, die Versorgung, selbst ein Trailrun Event mitten in einer Pandemie – aber die Bora bleibt eine nicht zu bändigende Naturgewalt. Gott sei Dank, sind wir ja nicht nur in eine Richtung gegen den Wind gelaufen, sondern hatten die Bora manchmal auch im Rücken – yeah! Und darum relativieren wir, dass dies natürlich kein Kritikpunkt ist, sondern Teil eines tollen Naturerlebnisses! Und letztlich hat sich die alte Trailweisheit bewahrheitet – es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung!
Danke – Mille Grazie
Zum Abschluss war selbst das Umkleiden toll organisiert. Die abgegebenen Drop-Bags lagen nach Startnummern sortiert am Fußballfeld im Bora Village in Reihen zur Selbstabholung bereit. In einem beheizten Zelt wurde man zum Umkleiden eingelassen – alles selbstverständlich mit Mund/Nase-Bedeckung – sobald jemand das Zelt verlassen hat. Kein Stress, einfach, effektiv und problemlos!
Damit wollen wir den Veranstaltern des La Corsa Della Bora nochmals und nachdrücklich ein dickes Lob aussprechen! Trotz aller Widrigkeiten und Umstände haben sie ein hervorragendes Trailrun Wochenende organisiert und gezeigt, dass selbst in Pandemiezeiten Outdoor-Veranstaltungen gefahrlos möglich sind. Wir können nur erahnen, welch logistischer Aufwand sich in diesem speziellen Jahr dahinter verborgen hat. Aber nach den fröhlichen Gesichtern im Zielbereich zu urteilen, hat sich der Aufwand gelohnt – für uns Läufer auf alle Fälle, und wir hoffen, auch für die Veranstalter, die keine Mühen gescheut haben, uns einen tollen Start in die Trailsaison zu bereiten.
Boris & Christine (Ulm, Deutschland)